HEINER MÜLLER IM SPIEGEL DER NACHRUFE
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3.3 Ambivalenz: Die Masken des Heiner Müller

»(V)on wem ist die Rede wenn / von mir die Rede geht Ich wer ist das« 56 - Heiner Müller erkennt selbst, daß sein Leben und Werk viele Gesichter hat und keineswegs ein geschlossenes Ganzes ergibt. Zahlreiche Ambivalenzen kennzeichnen es. Müller steht zu den Idealen des Sozialismus und steht in schwerwiegendem Konflikt mit dessen Verkörperung in der DDR. Er schreibt von monumentalen Endzeitvisionen und Extremen, zeigt sich ausdauernd und heroisch in schwarzer Kleidung, mit Whisky und Zigarre. Müller spricht leise und zurückhaltend, zeigt Respekt gegenüber seinen Gesprächspartnern. Bilder zeigen ihn als Familienvater:»Der Dichter Müller, 66 Jahre alt, lächelt, ein wenig erschöpft - und gewiß nachhaltig verwundert darüber, wie ausgerechnet er, der Weltberühmte Zyniker, in dieses bürgerliche Andachtsbild hineingeraten konnte.« 57

Für Heiner Müller sind die Masken essentiell für sein Leben. Sie gehören zu ihm - er wechselt sie nicht nach Belieben. Müller sieht keine Trennung zwischen sich und den Masken, wie er in einem Interview bekennt:»Bednarz:Ihre Biographie durchzieht wie ein roter Faden [..] eine Art Gleichgültigkeit. Sind Sie wirklich so ein Typ, den alles kaltläßt - oder verbirgt sich hinter dem [...] Panzer aus Zynismus, Ironie und Ästhetizismus letztlich eine sehr verletzliche Seele? Müller:Das kann ja alles sein, ich weiß nicht. [...] Der Hauptpunkt ist, daß ich Schriftsteller bin, und das ist [...] meine eigentliche Existenz.« 58

3.3.1 Sozialismus und die DDR

3.3.2 Heiner Müllers Zynismus

3.3.3 Charakterisierung Heiner Müllers

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